„Fahren Sie 3,2km bis zum nächsten Obst-Stand, biegen Sie hier rechts ab, stellen Sie jetzt ihren Tacho wieder auf Null“…
…lese ich als Beifahrer aus der Wegbeschreibung des Autovermieters vor. So sieht also das kubanische Navigationssystem aus! Wir haben auch keine andere Wahl, denn in den seltensten Fällen gibt es Schilder, Straßennamen oder Wegweiser. Also los Richtung Valle de Vinales in der Provinz Pinar del Rio! Ob wir jemals dort ankommen bezweifle ich zu diesem Zeitpunkt noch… Ich freue mich aber auf jeden Fall schon auf die oft beschriebene, wunderschöne Landschaft mit ihren unterirdischen Höhlensystemen und Flüssen, mein Mann auf die vielen Tabakplantagen und Zigarren!
Als wir nach ein paar verzweifelten Versuchen die Autobahn gefunden und als solche identifiziert haben, bin ich ein wenig entspannter und kann mich auf das konzentrieren was sich hier eigentlich abspielt und stelle schnell fest: Die Autobahn ist für ALLE da! Ich sehe Eselskarren, Pferdekutschen, Fußgänger, Mofas, Kubaner die aus dem Nichts mit Zwiebeln oder Mangos auf die Straße springen um diese zu verkaufen, Trauben von Menschen die auf Mitfahrgelegenheiten warten… und ganz viele Schlaglöcher! Jetzt kann ich auch definitiv den Rat nachvollziehen im Dunkeln nicht mehr zu fahren.
Kurz vorm Ziel bemerken wir am Straßenrand ein kleines Restaurant und da wir noch nichts gegessen haben, machen wir einen kleinen Zwischenstopp. Was wir schnell gelernt haben auf Kuba: Nicht in die Karte gucken sondern einfach fragen was es gibt! Denn in den meisten Fällen ist mindestens die Hälfte der Gerichte gerade nicht verfügbar. Also gibt’s Reis mit schwarzen Bohnen … auch lecker! Was uns hier aber direkt auffällt ist dieser wunderschöne Oldtimer…
Kurz vor unserer Ankunft bietet sich dann ein spektakulärer Ausblick auf das Tal mit seinen vielen Tabakplantagen. Direkt neben dem Hotel Los Jazmines liegt uns die Landschaft mit ihren prägnanten Kegelfelsen zu Füßen und ich bin mir spätestens jetzt ganz sicher: Der Abstecher in den Westen Kubas war goldrichtig! Es geht weiter durch das hübsche Örtchen Vinales mit seinen pastellfarbenen Häuschen bevor wir unsere nächste Unterkunft erreichen, die Rancho San Vicente. Eine wirklich schön gelegene Anlage in vollkommener Ruhe!
Abends – vollkommen platt von der Fahrt – schaffen wir nur noch einen kurzen Bummel durch Vinales und in der einsetzenden Dämmerung die Mural de la Prehistoria. Ein 1961 vom mexikanischen Künstler Leovigildo González Morillo auf einem Kalkfelsen geschaffenes, 120 Meter hohes und 180 Meter breites Kunstwerk, dessen Bedeutung uns irgendwie nicht ganz erschlossen hat…aber beeindruckend und sehenswert ist es auf jeden Fall!
Am nächsten Morgen kann der Spaß dann richtig beginnen… wir haben geplant auf dem Pferderücken die Tabakplantagen unsicher zu machen! Jedoch erst als die beiden kubanischen Cowboys mit den Pferden ankommen, bin ich mir der Tragweite dieser Idee bewusst… denn ich habe seit 20 Jahren auf keinem Pferd mehr gesessen und meinem Mann geht es ähnlich! Aber für Bedenken ist keine Zeit, rauf aufs Pferd und los!
Die vielen Erklärungen auf Spanisch können wir fast verstehen und mit unseren wortgewandten, bereits in Havanna getesteten Ausrufen „Oh Si“ und „Mui interessante“ sorgen wir auch hier für großes Hallo! Die Stimmung beim ersten Zwischenstopp bei der Familie eines unserer Cowboys können wir mit fertigen spanisch Sätzen aus unserem Reiseführer herrlich auflockern, als wir dem Bauern erklären, dass unser Pferd neue Zündkerzen benötigt! Hier können wir auch nur staunen, als wir sehen, dass wirklich alles noch mit Pflügen und Ochsengespannen beackert wird!
Nach einem lustigen Ritt durch die Tabakfelder mit spektakulären Aussichten halten wir an einer der vielen Höhlen, die typisch für das Tal sind. Jedoch gibt es hier keine Touristenströme! Wir wandern soweit rein, bis wir die Hand vor Augen nicht mehr sehen und erst im Licht der Taschenlampe können wir dann den unterirdischen Fluss erkennen. Das Angebot zu schwimmen lehne ich aber dankend ab… das ist mir dann doch irgendwie zu unheimlich! Was jetzt kommt freut meinen Mann besonders! Wir besuchen einen Tabakbauern. Allein sein Hof ist einen Besuch wert, denn hier wühlen die kleinen Ferkel zwischen den scharrenden Hühnern und wir bekommen erst mal einen erfrischenden Drink aus einer Pampelmuse mit ordentlich Rum!
Natürlich zeigt er uns wie die Zigarren gedreht werden und selbstverständlich wird erst mal eine geraucht… so fällt das Reiten auch immer leichter! Am nächsten Tag müssen wir schon wieder weiter nach Trinidad über Cienfuegos und uns tut absolut alles weh! Aber die gesammelten Eindrücke und der tolle Tag in den Tabakfeldern sind einfach unbezahlbar!
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